Waale und Wässerwiesen im Tiroler Oberland

Zeugen der traditionellen Bewässerung finden sich im Tiroler Oberland (Nordtirol) in beachtlicher Zahl. Zuleitungen – hier Waale genannt – gibt es von oberhalb Landeck (Prutz und Grins) bis hinunter nach Imst und Tarrenz (in der Regel getragen von einer örtlichen Waalgenossenschaft). Das Tiroler Oberland wird vom Inn und seinen Zuflüssen durchflossen und ist ein klassisches inneralpines Trockental. Besonders die tief eingesenkten Talböden und die leeseitigen Berghänge sind ausgeprägte Trockeninseln. Während im Sommer infolge Wärmegewitter am meisten Regen fällt, fehlen für das Pflanzenwachstum in den Monaten April und Mai die Niederschläge. Entsprechend ist im Tiroler Oberland die Anfeuchtung und nicht die Düngewirkung das Hauptziel der Bewässerung. Die Traditionelle Bewässerung dürfte bei Landeck ein uraltes Phänomen sein, wurden doch auf der Stanzer Terrasse spuren Bronzezeitlicher Besiedelung gefunden. Die eigentliche Bewässerungskultur entstand dann mit der grossräumigen Besiedlung durch die Rätoromanen. Das mit 25 ha grösste noch zusammenhängende und aktiv bewirtschaftete traditionelle Bewässerungsgebiet liegt im Talboden von Perjen, bewässert von rund 30 Mitgliedern der Korporation Landeck-Perjen. Wiederhergestellt wurde der alte Stanzer Waal, der durch den Bergwald zwischen Grins und Stanz führt. Wie früher wurden die Bordkanten mit Steinbrocken befestigt und die Volksschule Stanz installierte sogar wieder eine «Waalerglocke».

Weiterlesen und entdecken:

Traditionelle Bewässerung – ein Kulturerbe Europas, Band 2, Regionale Dokumentation
Österreichische Nationalkommission Unesco, www.unesco.at

Im Tiroler Oberland existieren diverse Wassergenossenschaften.
Waale und Rieselwiesen im Tiroler Oberland

Waale und Rieselwiesen: Stanz © Burghard Fiechtner